Wenn ein Baby geboren wird, steht die Welt der kleinen Familie erst einmal Kopf. Ganz gleich, ob es sich um das erste Kind oder um einen Zuwachs für die bereits bestehende Familie handelt, der neue Erdenbürger bestimmt für einige Wochen und Monate den gesamten Alltag und kann für einen ganz schön chaotischen Rhythmus sorgen. Viele werdende Eltern entscheiden sich deshalb dafür, vor der Geburt noch einmal ausgiebig in die Ferien zu fahren, denn wenn das Baby erst einmal da ist, stellt sich oft die Frage, wann so ein richtiger Urlaub wieder möglich ist.
Hier ist jedes Elternpaar und jede Familie anders gestrickt. Während die Einen erst einmal ein oder zwei Jahre Auszeit vom Verreisen nehmen, sehen Andere überhaupt kein Problem darin, auch mit Baby ausgiebig in den Urlaub zu fahren. Wenn bereits größere Kinder in der Familie sind, soll die alljährliche Reise vielleicht schon ihnen zuliebe trotz kleinem Geschwisterchen nicht ins Wasser fallen. Aber wie geht es dem jüngsten Familienmitglied, wenn es schon in seinen ersten Wochen oder Monaten nach der Geburt durch die Weltgeschichte kutschiert wird? Bei dieser Frage scheiden sich die Geister, wie eigentlich bei allen wesentlichen Fragen rund um die Betreuung und Erziehung von Kindern. Grund genug, das Thema einmal ausgiebig von allen Seiten zu beleuchten.
Wie viel Zuhause braucht ein Baby nach der Geburt?
Zwei grundsätzliche Fragen sind es, die die Eltern von Neugeborenen und noch sehr kleinen Babys beschäftigen, wenn sie über einen Urlaub nachdenken:
- Kommen wir zu Hause oder auf Reisen besser mit der neuen Situation zurecht?
- Würde eine Reise für das Baby zu viel Stress bedeuten und sollte es deshalb in seiner gewohnten Umgebung bleiben?
Die erste Frage können Eltern nur ganz individuell für sich selbst beantworten und dabei sollten sie unbedingt ehrlich zu sich selbst und zueinander sein. Die zweite Frage ist mit einer grundsätzlichen Sorge um das Wohl des Babys verbunden. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass ein Baby nach der Geburt Unmengen an neuen Reizen verarbeiten muss. Aus dem geschützten Raum im Mutterleib, in dem Sinneseindrücke nur sehr gedämpft bis zu dem kleinen Wesen vorgedrungen sind, ist es in eine Welt gekommen, die laut, grell und hektisch ist und in der es zum Teil gravierenden Temperaturschwankungen ausgesetzt ist. Jedes Baby hat zu Beginn seines Lebens mit dieser Flut an Reizen zu kämpfen und kann auch leicht überreizt sein. Ob es sich zu Hause mit der hellen Sonne, den Geräuschen des Fernsehers oder den Stimmen anderer Menschen auseinandersetzen muss, oder ob dies im Urlaub geschieht, ist einem Baby dabei aber grundsätzlich egal.
Stress bedeutet jeder neue Reiz und dafür kann ein neugeborenes Baby auch in seinem heimischen Umfeld nicht gänzlich geschützt werden. Das sollte es auch nicht, denn nur durch die Wahrnehmung neuer Reize können sich die wichtigen Synapsen im Gehirn bilden, die einzelne Lernprozesse ermöglichen. Ein Baby braucht nach der Geburt vor allem die Nähe der ihm vertrautesten Menschen, in der Regel seiner Mutter, seines Vaters und eventuell seiner Geschwister. Ihre Stimmen und ihren Geruch sind ihm von Anfang an vertraut und in ihrer Nähe fühlt es sich sicher und geborgen. Bricht man es einmal auf das Wesentlichste herunter, ist das das einzige Zuhause, das ein Baby nach seiner Geburt wirklich unbedingt braucht. Natürlich sollte die Umgebung in den ersten Wochen und Monaten nach der Geburt eher reizarm gewählt werden, damit das Baby die Möglichkeit hat, sich schrittweise an die neue Situation zu gewöhnen. Das bedeutet, dass auch das Urlaubsziel so gewählt werden sollte, dass ausgiebige Ruhephasen möglich sind.
Es stellt sich also eher die Frage, wie viel Zuhause die Eltern eines neugeborenen Babys brauchen, um sich wohlfühlen zu können. Damit ist vor allem gemeint, welcher Komfort und welche örtlichen und räumlichen Gegebenheiten sind möglich, damit junge Eltern sich trotz aufregender erster Zeit mit Baby entspannen können. Glücklicherweise gibt es inzwischen Urlaubsdomizile, die den gewünschten Komfort und sämtliche Annehmlichkeiten der heimischen Wohnung auch auf Reisen nicht vermissen lassen.
Natürlich bieten sich für Familien mit sehr kleinen Kindern immer Unterkünfte wie Ferienwohnungen oder Ferienhäuser an. Hier lässt es sich mit der richtigen Planung fast genauso leben wie zu Hause. Allerdings kann das Auto ganz schön voll werden, wenn wirklich jede Kleinigkeit von zu Hause mitgebracht wird. Viele Ferienwohnungen gibt es inzwischen auch mit einer grundlegenden Babyausstattung. Wesentliche Dinge wie Babybett, Hochstuhl und Wickelaufsatz müssen hier nicht mit auf Reisen gehen.
Beinahe noch komfortabler sind dezidierte Babyhotels, die sich in ihrer Gestaltung und Ausstattung ganz auf die Bedürfnisse von Familien mit Neugeborenen oder noch sehr kleinen Babys spezialisiert haben. Hier gibt es vom voll ausgestatteten Babyzimmer über die Babywanne im Bad bis hin zum Fläschchenwärmer oder dem Beikosterhitzer alles, was junge Familien brauchen, um ihren Alltag mit Baby zu gestalten. Meist können in solchen Hotels sogar wichtige Utensilien wie Stillzubehör, Babynahrung, Wickelutensilien und dergleichen eingekauft werden. Auch ein Babyphone oder einen Kinderwagen müssen Familien nicht mit auf Reisen nehmen. Der Bedarf an spezialisierten Babyhotels ist groß und viele Familien wissen den besonderen Service vor Ort zu schätzen, macht er einen entspannten Urlaub mit dem noch sehr frischen Familienmitglied doch oft überhaupt erst möglich. Auf renommierten Reiseportalen wie Nix-wie-weg können Suchanfragen für eine Unterkunft sogar schon explizit nach der Kategorie Babyhotel gefiltert werden. So können Eltern der geplanten Urlaubsreise möglicherweise etwas entspannter entgegensehen und die Ferien mit Baby rücken nicht mehr in ganz so weite Ferne.
Wann darf ein Baby denn nun verreisen?
Es dürfte kaum überraschen, dass sich diese Frage nicht pauschal beantworten lässt. Wie bei den meisten Fragen rund um Kinder und Familien gibt es nur selten eine einzige richtige Lösung. Hier ist die Grundeinstellung der Eltern gefragt, die aus einer gesunden Mischung aus Bauchgefühl und Vernunft bestehen sollte. „Generell gilt: Was man sich als Eltern zutraut, schaffen auch die Kinder", sagt die Geschäftsführerin des Reisebüros Kinderreisewelt in Köln, Sigrid Eckel, im Gespräch mit Spiegel Online. Das bedeutet, dass Eltern zunächst einmal für sich klären sollten, wie sie zum Thema Verreisen mit Baby stehen, bevor sie potentiell mit älteren Geschwistern oder anderen ihnen nahestehenden Personen darüber sprechen.
Diese Fragen können Eltern dabei helfen, ihre Einstellung zu diesem oft zwiespältigen Thema zu definieren:
- Wie ist der Gesundheitszustand von Mutter und Kind nach der Geburt? War die Geburt vielleicht kompliziert oder haben Mutter und / oder Kind gesundheitliche Beeinträchtigungen davongetragen?
- Müssen in Folge der Geburt oder durch akute oder chronische Erkrankungen Medikamente eingenommen werden oder ist eine medizinische Versorgung erforderlich?
- Hat sich das Baby gut an die neue Situation gewöhnt und sich bereits akklimatisieren können? Klappt es beispielsweise problemlos mit der Nahrungsaufnahme und der Verdauung?
- Hat das neue Familienmitglied sich bereits gut in die bestehenden Strukturen eingewöhnen können? Haben sich alle Familienmitglieder bereits kennengelernt und ist eine Bindung entstanden?
- Wie viel Stress empfinden die Eltern und auch die Geschwisterkinder durch den neuen Alltag mit Baby?
- Wie selbstverständlich ist für die Eltern der Umgang mit dem Baby und wie gut haben sie sich in die erforderlichen Arbeitsabläufe eingefunden?
- Wie mobil fühlt sich die Familie grundsätzlich bereits und wie selbstverständlich sind Ausflüge oder Ortswechsel mit dem Baby?
- Wie fühlt sich der grundsätzliche Gedanke an einen gemeinsamen Urlaub an? Wird er beispielsweise eher als willkommene Möglichkeit zur Entspannung empfunden oder baut sich dadurch eher Stress und Sorge auf?
- Konnte ein grundsätzlicher Transport des Babys über längere Strecken, vornehmlich im eigenen Auto, bereits erprobt werden und kommt das Baby gut mit der Situation im Autositz zurecht?
All diese Fragen können Eltern dabei helfen, herauszufinden, wie sie zu einer Reise mit dem Neugeborenen stehen und ob sie sich diesen Schritt bereits zumuten können und möchten. Selbstverständlich dürfen auch die Bedürfnisse aller anderen Familienmitglieder dabei nicht außer Acht gelassen werden. Wichtig ist vor allem, dass sich alle Familienmitglieder mit der Entscheidung wohlfühlen. Wenn Eltern ein gutes Bauchgefühl haben, überträgt sich das aber in der Regel auch auf die Kinder und sie können mit der sich ergebenden Situation meist viel entspannter und selbstverständlicher umgehen. So steht dem gelungenen Familienurlaub auch mit Baby eigentlich nichts mehr im Wege.
Bildquellen:
Abbildung 1: @ PublicDomainPictures (CCO-Lizenz) / pixabay.com
Abbildung 2: @ smpratt90 (CCO-Lizenz) / pixabay.com